Erste ToSBa-Runde
erfolgreich beendet:
Wie geht es weiter?

Nach knapp vier Jahren Projektlaufzeit ging das Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Praxiseinführung torfreduzierter Substrate in Baumschulen – in der Branche besser bekannt als ToSBa – erfolgreich zu Ende. Was die Demonstrationsbetriebe über die Projektlaufzeit sagen und wie es weiter geht, wurde unlängst auf der Abschlussveranstaltung berichtet.
Von Pia Bunger, Dr. Inga Binner, Thorsten Ufer und Hendrik Averdieck
Containerfläche mit Kulturvielfalt der Baumschule Roßkamp, einer der ToSBa-Demonstrationsbetriebe im Ammerland. Foto: LWK Niedersachsen
Containerfläche mit Kulturvielfalt der Baumschule Roßkamp, einer der ToSBa-Demonstrationsbetriebe im Ammerland. Foto: LWK Niedersachsen
Letzte ToSBa-Betriebsbesichtigung im Ammerland
Vor Beginn der offiziellen Abschlussveranstaltung in der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) in Bad Zwischenahn trafen sich knapp 50 Teilnehmende zur letzten ToSBa-Betriebsbesichtigung im Ammerland – in der Baumschule Roßkamp in Wiefelstede, wo 2021 bereits das erste interne ToSBa-Treffen stattgefunden hatte, damals noch unter Corona-Beschränkungen. Sven Lehrke und Gitta Roßkamp führten die Gruppe durch ihren Betriebsteil Vör de Fladdern in Wiefelstede und berichteten über ihre Vielzahl der Kulturen und den Weg der Torfreduktion.
Baumschule Roßkamp mischt ihre Substrate selbst und hatte schon unter vorheriger Führungsgeneration nur etwa 70 bis 80 Vol.-Prozent Torf im Substrat. Damit passen ihre alten Standardsubstarte optimal zu Kulturen und Kulturführung. Die neuen, teureren stärker torfreduzierten Substrate konnten da keine Verbesserungen mehr bringen. Sven Lehrke zeigte der Gruppe im Gewächshaus einige Kulturen, bei denen eine starke Sackung des ToSBa-Substrates zu sehen war. „Das bedeutet für uns mindestens einen extra zeit- und kostenintensiven Arbeitsschritt, um die Container für den Versand wieder zu füllen“, so Sven Lehrke.
Sven Lehrke und Gitta Roßkamp (l.) sprechen über ihre Kulturführung in der Baumschule Roßkamp. Foto: LWK Niedersachsen
Sven Lehrke und Gitta Roßkamp (l.) sprechen über ihre Kulturführung in der Baumschule Roßkamp. Foto: LWK Niedersachsen
Das optionale Vorprogramm zur Abschlussveranstaltung bot zudem eine Führung durch die LVG in Bad Zwischenahn. Der Versuchsleiter für den Bereich Baumschule, Heinrich Beltz, und sein Team stellten eine Vielzahl der aktuell laufenden Versuche vor. Viele davon beschäftigen sich mit den Herausforderungen rund um den Torfersatz. Versuchsthemen sind beispielsweise die organische Düngung und Düngertestungen, der Einsatz von Gärresten in Baumschulsubstraten vom Projekt ToPGa und Versuche zum Einsatz von Sensortechnik vom Projekt PPP.
Ein neues Thema ist auch die pH-Wert Dynamik in stark torfreduzierten Substraten und das Einmischen sowie die Wirksamkeit von Kalken bei gering gepufferten Substraten. Die rund 60 Teilnehmenden waren begeistert von der Vielzahl der laufenden Baumschulversuche.
Projektmitarbeiter Mario Reil stellt seine Versuche zur sensorgesteuerten Bewässerung vom Projekt PPP vor. Foto: LWK Niedersachsen
Projektmitarbeiter Mario Reil stellt seine Versuche zur sensorgesteuerten Bewässerung vom Projekt PPP vor. Foto: LWK Niedersachsen
Projekt ToSBa – eine Erfolgsgeschichte?
Zum offiziellen Vortragsteil der ToSBa-Abschlussveranstaltung begrüßte Gesamtkoordinatorin Dr. Inga Binner alle knapp 90 Teilnehmenden in den Räumlichkeiten der LVG Bad Zwischenahn-Rostrup, wo LVG-Leiterin Dr. Gerlinde Michaelis das Projekt ToSBa als eine Erfolgsgeschichte bezeichnete. Cornelia Berns, Leiterin der Unterabteilung Ökologische Lebensmittelwirtschaft, Pflanzliche Erzeugung, Gartenbau aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), machte die Wichtigkeit der Torfreduktion im Gartenbau deutlich und gab die aktuellen politischen Rahmenbedingungen wieder. Renke zur Mühlen, Ehrenmitglied des BdB (Bund deutscher Baumschulen), der das Projekt ToSBa damals mit initiiert hatte, betonte die erfolgreiche Projektarbeit in ToSBa und appellierte an ein Folgeprojekt ToSBa 2, welches benötigt wird.
Hajo Hinrichs, Baumschuler und Präsident des BdB, sendete eine Grußbotschaft per Video. „Macht euch auf den Weg, die ersten Schritte sind nicht schwer“, appellierte er an alle Baumschulen und Gärtner, die bisher noch keine Berührungspunkte mit Torfersatz haben. Zudem dankte er für die gute Zusammenarbeit und die wertvolle Projektarbeit in ToSBa.
Danach startete eine Reise mit Gesamtkoordinatorin Dr. Inga Binner durch die letzten vier Jahre des ToSBa-Projekts, bei dem zehn Baumschulen aus dem Ammerland und im Pinneberger Baumschulgebiet knapp vier Jahre und drei ganze Kulturjahre dabei begleitet wurden, den Torfanteil ihrer Substrate in ausgewählten Baumschulkulturen zu reduzieren. Inga Binner stellte zunächst die Frage: „Projekt ToSBa – eine Erfolgsgeschichte?“, welche zum Ende der Veranstaltung beantwortet werden sollte. Ein Videobeitrag aus den Demonstrationsbetrieben zeigte in Bild und Ton die Zufriedenheit und Dankbarkeit der Baumschulen durch die Teilnahme am Projekt ToSBa. Binner stellte die Breite der Projekterfolge dar. Es wurden neben den einzelbetrieblichen Erfolgen auch Erfolge für die gesamte Baumschulbranche erzielt und die Erkenntnisse weit gestreut.
Das ToSBa-Team (v. l.): Pia Bunger, Hendrik Averdieck, Dr. Inga Binner und Thorsten Ufer. Foto: LWK Niedersachsen
Das ToSBa-Team (v. l.): Pia Bunger, Hendrik Averdieck, Dr. Inga Binner und Thorsten Ufer. Foto: LWK Niedersachsen
Die fünf Demonstrationsbetriebe im Pinneberger Baumschulgebiet
Es begann dann eine Dienstreise durch die Modellregionen des ToSBa-Projekts. Alle Teilnehmenden machten sich gedanklich auf den Weg ins Pinneberger Baumschulgebiet und zogen durch die fünf Demonstrationsbetriebe in Schleswig-Holstein mit Regionalkoordinator Hendrik Averdieck vom Gartenbauzentrum Ellerhoop. Auch einige der anwesenden Pinneberger-Baumschulen kamen dabei zu Wort und berichteten selbst von den wichtigen Erkenntnissen aus dem ToSBa Projekt.
Die Reise durch das Pinneberger Baumschulgebiet begann mit der Baumschule Heydorn Söhne. 2020 bestanden ihre Substrate noch zu 100 Vol.-Prozent aus Torf, in 2023 bestand das ToSBa-Substrat aus 60 Vol.-Prozent Torf, 20 Vol.-Prozent Holzfaser, zehn Vol.-Prozent Rindenhumus und zehn Vol.-Prozent Miscanthus. Es wurden viele Landschaftsgehölze und Bodendecker in diesem Substrat geprüft. Innerhalb der drei Kulturjahre gab es hier kleinere Probleme von Staunässe durch zu wenig Drainage des getesteten Substrates und durch Stickstofffixierung aufgrund von höheren Anteilen Holzfaser und Miscanthus im Substrat. Bei der Baumschule trat zudem in 2024 eine Selbsterhitzung des Substrates im Betrieb auf, wodurch dann nicht wie geplant getopft werden konnte.
Die Reise setzte sich im Betrieb Kordes Rosen fort. Alle verwendeten ToSBa-Substrate mit nur noch 50 Vol.-Prozent Torf zeigten gutes Wachstum bei Containerrosen. Im Jungpflanzenbetrieb Kordes enthielt das Standardsubstrat nur noch 40 Vol.-Prozent Torf, 40 Vol.-Prozent Kokos und 20 Vol.-Prozent Holzfaser. Zudem wurde auch schon ein torffreies Substrat mit 60 Vol.-Prozent Kokos, 30 Vol.-Prozent Holzfaser und zehn Vol.-Prozent Rindenhumus erfolgreich getestet. 2022 kam es in diesem Betrieb allerdings zu Problemen durch Stickstoffimmobilisierung eines Substrates mit 30 Vol.-Prozent Holzfaser.
Weiter ging die Reise zum Spezialbetrieb Heinz Clasen Blaubeerpflanzen. Es wurden viele verschiedene Substrate, darunter auch torffreie, an Blaubeeren im Container getestet. In dem Betrieb musste an der Düngung in den neuen Substraten gearbeitet werden, um gute Erfolge zu erzielen. Seine getesteten torffreien Substrate hatten eine geringere Wasserkapazität und führten damit zu Trockenstress im Sommer, da auch die Gießintervalle technisch nicht angepasst werden konnten.
Die fünfte und letzte Baumschule der Dienstreise durch Schleswig-Holstein war Baumschule Johannes Clasen. Hier bestand das Substrat 2022 aus 40 Vol.-Prozent Torf, 20 Vol.-Prozent Holzfaser, 20 Vol.-Prozent Kompost und 20 Vol.-Prozent Blähton. In 2023 wurden auch zwei torffreie Substrate getestet. Je nach Bewässerungssystem gab es deutliche Unterschiede in der Pflanzenqualität.
ToSBa-Regionalkoordinatorin Pia Bunger (r.) gibt einen Einblick in die ersten Versuche zur pH-Thematik in stark torfreduzierten und torffreien Substraten sowie zu den Versuchen zur Kalkwirkung in Substraten. Foto: LWK Niedersachsen
ToSBa-Regionalkoordinatorin Pia Bunger (r.) gibt einen Einblick in die ersten Versuche zur pH-Thematik in stark torfreduzierten und torffreien Substraten sowie zu den Versuchen zur Kalkwirkung in Substraten. Foto: LWK Niedersachsen
Die fünf Ammerländer Baumschulbetriebe
Pia Bunger, Regionalkoordinatorin für das Ammerland, führte im Anschluss durch ihre fünf Ammerländer Baumschulbetriebe, die ihre „Take-Home-Messages“ selbst an das Publikum herantrugen.
Die gedankliche Reise im Ammerland startete mit Jungpflanzen Jens Meyer in Apen. Jens Meyer startete im ToSBa Projekt mit noch etwa 80 Vol.-Prozent Torf in den Substraten und ist mittlerweile bei höchstens 40 Vol.-Prozent Torf in allen Substraten angekommen. Durch die Optimierung seiner Düngeanlage kann er deutlich besser auf die verschiedenen Anforderungen der neuen Substrate eingehen und schnell und gezielt in den Nährstoffverlauf eingreifen.
Weiter ging es in die Baumschule Roßkamp in Wiefelstede. Die Baumschule mischt ihre Substrate mit etwa 20 bis 25 Vol.-Prozent Torfersatz seit vielen Jahren selbst. Die neuen ToSBa Substrate mit nur noch 50 Vol.-Prozent Torf zeigten ähnliche oder schlechtere Qualitäten als die eigenen Standardsubstrate. Der Einsatz von Kompost im Jahr 2021 bei Laubgehölzen machte aufgrund der erhöhten Phosphat- und Kalium-Gehalte Probleme und wurde daher reduziert. Die Sackung der getesteten Substrate in einigen Kulturen bedeutet für die Baumschule einen vermeidbaren, zeitintensiven Arbeitsschritt im Versand.
Die Baumschule Harry Warnken startete 2020 mit kaum Torfersatz-Erfahrung in das Projekt. Trotzdem gab es 2023 dort bereits einen Test mit torffreiem Substrat aus 85 Vol.-Prozent Kokos und 15 Vol.-Prozent Holzfaser. Durch die Torfreduktion konnte die Drainage der Substrate verbessert werden.
Nur wenige Minuten entfernt liegt die Baumschule Hülsmann. Auch dieser Betrieb hat sehr große Schritte im Projekt ToSBa gewagt. Von anfangs 100 Vol.-Prozent Torf ist das Standardsubstrat des gesamten Betriebs nun bei nur noch 50 Vol.-Prozent Torf und es sind zwei torffreie Substrate in der Testung. Die Baumschule reduzierte den Holzfaseranteil im Substrat jedoch wieder, um die Sackung des Substrats im Container zu reduzieren.
Der letzte der fünf Ammerländer Betriebe, Baumschule Hinrichs Pflanzen in Scheps, testet schon seit langem verschiedene torfreduzierte Substrate. 2020 waren nur noch 65 Vol.-Prozent Torf im Substrat und 2024 wurde ein Großteil der Kulturen torffrei getopft in 85 Vol.-Prozent Kokos und 15 Vol.-Prozent Holzfaser. Die Qualitäten in 2023 in den torffreien Substraten haben überzeugt, jedoch bleibt die Frage nach dem stark absinkenden pH-Wert in dem gering gepufferten torffreien Substrat, der bisher glücklicherweise keine Schäden zeigte.
Sackung als Problematik der torfreduzierten Substrate in der Baumschule Roßkamp. Foto: LWK Niedersachsen
Sackung als Problematik der torfreduzierten Substrate in der Baumschule Roßkamp. Foto: LWK Niedersachsen
Projekt ToSBa – eine Erfolgsgeschichte!
Nach den Erfahrungsberichten aus den Demonstrationsbetrieben gab es eine Zusammenfassung und einen Ausblick von Dr. Inga Binner. Ein Torfersatz in Baumschulen bis zu 50 Vol.-Prozent ist gut möglich, wenn das Substrat passend zum Betrieb und zu den Kulturen gewählt wird und die Kulturführung gegebenenfalls leicht angepasst wird. Auch höhere Torfersatzraten können möglich sein. Dann sind aber stärkere Anpassungen bei der Kulturführung nötig und die Kultursicherheit sinkt.
Torfersatz führt zudem meist zu höheren Substratkosten. Es empfiehlt sich eine enge Begleitung bei der Torfreduktion, ein direkter Kontakt mit dem Berufsstand und der Beratung. Trotzdem bleiben Problemfelder: Die höheren Kosten, die Verfügbarkeit der hochwertigen Torfersatzstoffe, das höhere Kulturrisiko, die Handhabung beim Endkunden und eine Wettbewerbsverzerrung.
Dann wurde dem Publikum die abschließende Frage gestellt: „ToSBa – eine Erfolgsgeschichte?“ – die Antwort: „Ja … auf jeden Fall!“
Die individuellen Wege und Herausforderungen der Torfreduktion in den letzten vier Jahren ToSBa-Projekt sind in einer kurzen Info-Broschüre zusammengefasst. Die Demobetriebe geben darin noch mal Tipps für die Umstellung und teilen ihre wichtigsten Erkenntnisse aus dem Projekt.
Alle Teilnehmenden der ToSBa-Abschlussveranstaltung in Bad Zwischenahn. Foto: LWK Niedersachsen
Alle Teilnehmenden der ToSBa-Abschlussveranstaltung in Bad Zwischenahn. Foto: LWK Niedersachsen
Projekt ToSBa 2 gestartet
Dr. Inga Binner gab dann noch einen Ausblick auf das Anschlussprojekt: „Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Praxiseinführung weitestgehend torfreduzierter und torffreier Substrate in Baumschulen 2“, kurz ToSBa 2. Viele haben es sich gewünscht, und tatsächlich ist ToSBa 2 am 1. August über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) als Projektträger gestartet. Gefördert wird dieses Projekt, wie auch schon ToSBa, vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
Hier sollen in vier Modellregionen je drei bis fünf Demonstrationsbetriebe bei der Einführung stark torfreduzierter und torffreier Substrate begleitet werden. Die Gesamtkoordination von ToSBa 2 befindet sich wieder an der LVG Bad Zwischenahn mit Mario Reil. Die ToSBa-Regionalkoordinatorin Pia Bunger begleitet auch in ToBSa 2 die Demonstrationsbetriebe der Modellregion Ammerland bei der Torfreduktion.
Zudem werden von Pia Bunger die anderen Modellregionen übergeordnet betreut:
- Schleswig-Holstein (SH) begleitet von der Landwirtschaftskammer SH
- Baden-Württemberg (BW) mit der Baumschulberatung aus BW
- Region Nordrhein-Westfalen (NRW) betreut von der Landwirtschaftskammer NRW
- Zusätzlich soll an der LVG Bad Zwischenahn eine kulturtechnische Begleitung sowie wissenschaftliche Untersuchungen zur pH-Wert Dynamik in torffreien Substraten stattfinden. Im Teilprojekt der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sollen zudem in einigen Demonstrationsbetrieben die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen der Torfreduktion genauer betrachtet werden.
- Interessierte Baumschulen können sich per Mail an Pia Bunger oder an die zuständigen Institutionen wenden.