Torfersatzstoffe: Welche gibt
es bereits auf dem Markt?

Werkfoto

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Was vor ein paar Jahren noch kaum denkbar war, hat sich nun doch recht schnell 
entwickelt: Das ­Angebot an Substraten mit einem beträchtlichen Anteil an Torfersatzstoffen ist mittlerweile groß – der Gärtner hat die „Qual der Wahl“. Hier ein Überblick.

Von Katrin Klawitter
­ und Franziska Wienecke

Übersicht Substratanbieter

Um Ihnen mehr Übersicht zu geben und die Entscheidung vielleicht sogar zu erleichtern, haben wir für Sie die wichtigsten Substratanbieter gefragt: Auf welchen Torfersatzstoff setzen Sie? Welche Eigenschaften zeichnen diesen besonders aus? Wie ist die langfristige Verfügbarkeit? Welche Erfahrungen gibt es damit schon in der Praxis? Und letztendlich: Was kostet ein Substrat im Vergleich zum herkömmlichen Torfsubstrat? Wie Sie sich vorstellen können, gibt es zu jedem Ersatzstoff eine Fülle an Informationen. Deshalb fassen wir Ihnen im Folgenden die wichtigsten Aussagen jedes Anbieters zusammen.

DHG setzt auf drei Komponenten

Leonard Michiels, DHG (Wachtendonk)

Unsere Torfersatzstoffe: Den einen 
Ersatzstoff gibt es nicht. Bei uns sind 
es der Grüngutkompost, die Holzfaser sowie der Rindenhumus aus der eigenen Produktion und somit in gesicherter Qualität, die die Basis bilden. Erst in der richtigen Mischung kann man den gartenbaulichen Ansprüchen gerecht werden.

Preis & Verfügbarkeit: Immer trockenere Monate und Kraftwerke als Abnehmer für Rinde haben natürlich Einflüsse auf den Rohstoffmarkt, die Rohstoffe sind begehrt auf dem Markt – und durch die eigene Veredlung, welche Zeit in Anspruch nimmt, haben sie ihren Preis. Wenn man Qualität möchte, liegt man preislich in der Regel über der Torferde.
Praxiserfahrungen: Wir testen vor allem in der Praxis mit interessierten Gartenbaubetrieben, aber auch beispielsweise mit den Landwirtschaftskammern in Straelen und Hannover. Wenn wir nur vom Erwerbsgartenbau sprechen, sind einige Betriebe, die wir zu unseren Kunden zählen dürfen, heute schon 100 Prozent torffrei.

Und die Zukunft? Da heißt es: Testen, testen, testen. Jeder Betrieb arbeitet anders. Überall sind verschiedene Kulturen und Bedingungen. Dort, wo wir mit den Leuten sprechen, versuchen wir, Stück für Stück gemeinsam voranzukommen. Mal schneller, mal langsamer.

Unsere Prognose: Im Profisegment befinden wir uns noch am Anfang. Hier 
gehen wir aber auch nur mit 50 Prozent torffrei ins Rennen, da die letzten 50 Prozent Torf bekanntermaßen schwieriger zu ersetzen sind. Bei vielen Stauden und Kräutern fühlen wir uns schon ziemlich sicher, es gibt auch schon tolle Ergebnisse mit Callunen und Gemüsekulturen. Aber wir gehen hier demütig an die Sache heran und wollen Sicherheit und Erfahrung gemeinsam mit den Betrieben gewinnen.

Miscanthus neu bei Floragard

Christian Mauke, Floragard (Oldenburg)

Unsere Torfersatzstoffe: Wir setzen neben den klassischen alternativen Substratausgangsstoffen wie Substratkompost, Rindenhumus und Kokosmark in erster Linie auf Holzfasern. Zukünftig wird auch der Re-Peat-Miscanthus-Mix, ein Ausgangsstoff auf der Basis der nachwachsenden Rohstoffpflanze Miscanthus x giganteus, bei uns eine bedeutsame 
Rolle spielen.

Verfügbarkeit & Preis: Holzfasern werden aus nachwachsenden Rohstoffen in eigenen Produktionsanlagen hergestellt. Miscanthus zeichnet sich durch eine einfache und konventionelle Anbauweise und die vergleichsweise geringen Kosten aus. Die Verfügbarkeit liegt in unseren Händen, und wir sind nicht von Nebenprodukten aus anderen Bereichen abhängig. Der Preis ist in etwa vergleichbar mit dem aktuellen Weißtorfpreis.

Praxiserfahrungen: Die Eignung von Holzfasern als Substratausgangsstoff wurden in vielfältigen Versuchen erforscht und erprobt. Die Entwicklung vom Re-Peat-Miscanthus-Mix wurde durch umfangreiche Analysen, Pflanzen- und Lagerungsversuche im Floragard-eigenen Labor begleitet. Die gute Eignung als alternativer Substratausgangsstoff belegen zudem die erfolgreichen Praxisversuche in unterschiedlichen Gartenbaubetrieben.
Und die Zukunft? Neben den klassischen stellen wir mittlerweile auch extrafeine Holzfasern her, die auch für Anzuchtsubstrate Einsatz finden und zudem eine höhere Wasserkapazität haben. Ein Schwerpunkt der extrafeinen Holzfasern sind torfreduzierte Presstopfsubstrate. In Verbindung mit unserem neuen Bindemittel Flora Eco-Glue können mittlerweile gut funktionierende Presstopfsubstrate mit bis zu 
60 Prozent Torfersatz hergestellt werden. Beim Re-Peat-Miscanthus-Mix arbeiten wir an einer weiteren Verbesserung der chemisch-physikalischen Eigenschaften und des Stickstoffhaushalts, um zukünftig auch höhere Einsatzmengen zu ermöglichen.

Unsere Prognose: Holzfasern werden
 aktuell im Durchschnitt mit 20 Prozent eingesetzt, Versuche zeigen, dass ein Einsatz von bis zu 40 Prozent möglich ist. Derartig hohe Aufwandmengen ziehen aber Veränderungen in der Kulturführung nach sich. Holzfaserhaltige Substrate werden von den meisten Kulturen nach unseren Erfahrungen gut vertragen, wenn das Kulturverfahren auf die geänderten Eigenschaften eingestellt wird. Dies gilt auch für Substrate mit Re-Peat-Miscanthus-Mix. Problematisch ist hier aktuell lediglich die Verwendung von Miscanthus-Mix in Anzuchtsubstraten und Azerca-Kulturen.

Gramoflor variiert Holzfasern

Ulrike Fockenberg, Gramoflor (Vechta)

Unsere Torfersatzstoffe: Ein funktionierendes Substrat besteht immer aus der fachlich versierten Kombination verschiedener Torfersatzstoffe. Dabei setzen wir auf die eigene Qualitätsholzfaser Lignofibre, kokosbasierte Rohstoffe wie Cocopeat und Cocofibre und auf Substratkompost, alle RAL-gütegesichert und FiBL-gelistet. Der Kultur entsprechend werden die verschiedenen Rohstoffe kombiniert. Bedingt durch unsere fünf verschiedenen Lignofibre-Typen können wir auch auf physikalische Notwendigkeiten reagieren, beispielsweise, indem wir eine grobe Variante mit der neuen Lignofibre hydro kombinieren, die 
eine verbesserte Wasserhaltung aufweist.

Die Verfügbarkeit: Der sicherste Torfersatzstoff ist aktuell die Qualitätsholzfaser Lignofibre. Die für die Produktion benötigten Holzhackschnitzel stammen von regionalen Sägewerken aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Es wird also nur soviel Holz entnommen, wie entsprechend neu nachwachsen kann.

Preise: Die Preise der Torfersatzstoffe unterliegen teilweise starken und schwer kalkulierbaren Schwankungen, die mit den Verfügbarkeiten zusammenhängen.

Praxiserfahrungen: Verschiedene Lehr- und Versuchsanstalten haben zu unterschiedlichen Fragestellungen wie zur Wasserhaltefähigkeit, N-Immobilisierung oder pH-Wert-Entwicklung auch mit guten Ergebnissen geforscht. Torfreduzierte Substrate verschiedener Hersteller variieren jedoch je nach eingesetzten Rohstoffen und sind damit weniger vergleichbar als reine Torfsubstrate in der Vergangenheit.

Und die Zukunft? Wir entwickeln die vorhandenen Torfersatzstoffe stets weiter. Zudem forschen wir an neuen Torfersatzstoffen. Dabei liegt unser Fokus auf der Verwertung von organischen Reststoffen aus verwandten Industriezweigen.

Unsere Prognose: Stand heute und inklusive dem Exportgeschäft haben wir bereits eine Torfersatzquote von 34 Prozent erreicht. Dabei ist zu beachten, dass wir zu 80 Prozent im Profi-Gartenbau aufgestellt sind. Wir stellen immer wieder fest, dass eine Torfreduzierung über 50 Prozent in den Gartenbaubetrieben zu Unmut führen kann, denn ein stark torfreduziertes Substrat verhält sich in der Kultur ganz anders als ein Torfsubstrat. Dies erfordert die zwingende Anpassung der Kulturweise. Die Lernprozesse in den Betrieben sind in vollem Gange und werden noch einige Jahre andauern. Mittelfristig und wahrscheinlich auch über das Jahr 2030 hinaus werden wir Torf in den Profisubstraten weiter benötigen, denn in puncto Menge, Qualität und Kultursicherheit fehlt es bisher an Alternativen.

Hawita: Cocos lange Jahre erprobt

Maja Lask-Vornhusen Hawita (Vechta)

Unsere Torfersatzstoffe: Wir setzen im Verbund mit der DC Group zunehmend auf eigene Rohstoffquellen im Bereich Coco-
peats und Cocosfaser.

Die Verfügbarkeit: Eigene Rohstoffe stellen immer eine gesteigerte Planungssicherheit dar. Die Verfügbarkeit wird durch die Eigentumsverhältnisse langfristig sichergestellt. Hawita strebt eine komplette Eigenversorgung mit Cocosprodukten an.

Praxiserfahrungen und Zukunft: Bei Einhaltung der Parameter ist der Einsatz der Cocosprodukte jahrelang erprobt. Wir arbeiten an der Erschließung sekundärer Rohstoffkreisläufe aus lokaler Agrar- und Energiewirtschaft. Zielsetzung ist es, die Aufbereitung dieser Stoffe so zu optimieren, dass torfähnliche Parameter erreicht werden. Als weiteres Projekt arbeiten wir an einer Ergänzung zum Grünschnittkompost.

Unsere Prognose: Im Durchschnitt haben wir in den vergangenen zwölf Monaten 
20 bis 25 Prozent Torfersatz in Blumenerden und Substrate eingemischt. Ein Einsatz von bis zu 100 Prozent des Torfersatzstoffes bleibt unser Ziel – vorerst bei den Blumenerden. In Kombination mit den klassischen Torfersatzstoffen wie Holzfaser, Cocopeat oder Perlite soll die 100-Prozent-Quote geschaffen werden. Kritisch beziehungsweise zurückhaltend sind wir erst mal imVermehrungs- und Jungpflanzenbereich beziehungsweise im Bereich der Gemüsepflanzen.

Klanz: Mineralisch statt organisch

Maja Lask-Vornhusen Hawita (Vechta),
Sascha Schoblocher, Klanz (Kruft in der Eifel)

Unsere Torfersatzstoffe: Unser Schwerpunkt liegt auf mineralischen Substraten mit vulkanischen Rohstoffen wie Bims, Lava und Zeolith. Dennoch ist Torfersatz in einigen Bereichen für uns ein Thema. Bei empfindlichen Kulturen, die einen eher niedrigen pH-Wert benötigen wie beispielsweise in botanischen Gärten, kommen wir zur pH-Reduktion nicht ohne ein Torfgranulat aus. Denn nur Torf kann den pH-Wert dieser Substrate auf einen idealen Wert von 5,5 senken. Deshalb suchen wir für diesen Anwendungsbereich händeringend nach einer Alternative für diesen Torfanteil.

Praxiserfahrungen & Marktveränderungen: Wir bemerken eine hohe Nachfrage nach mineralischen Substraten im Bereich der Innenraumbegrünung. Denn die Verwendung von Torfersatzstoffen führt hier häufig zu Problemen wie verstärktem Befall mit Trauermücken, die man im Innenraum partout nicht haben möchte. Die Nachfrage nach mineralischen Substraten in diesem Bereich wächst deshalb stetig. Deren Vorteil gegenüber organischen Substraten wird auch im Ausland zunehmend gesehen. Manche großen Kunden beispielsweise in England, wo die Torfreduktionsvorgaben deutlich strikter sind, stellen komplett auf mineralische 

Substrate um.

Unsere Prognose: Vulkanische Rohstoffe haben gegenüber gebrannten mineralischen Substraten wie beispielsweise Tongranulat eine sehr gute CO2-Bilanz, dennoch werden die Materialien im Tagebau abgebaut. Wir rechnen damit, dass die gesetzlichen Auflagen für den Abbau von natürlichen Materialien in Zukunft deutlich steigen werden.

Klasmann investiert in Cocos

Hermann Konnemann, Dirk Röse,

Klasmann-Deilmann (Geeste)

Unsere Torfersatzstoffe: Die Zukunft gehört hybriden Substratmischungen aus Holzfasern, Grünkompost, Rinden, Kokos und Torf. Die Holzfaser Green-Fibre ist aufgrund der stabilen Fasern strukturstark. Sie verbessert die Wasserführung im Substrat und 
erhöht die Durchlüftung des Wurzelraums, ermöglicht ein gesünderes Wurzelwachstum und einen geringen Krankheitsdruck, da die Substratoberfläche besser abtrocknet und Krankheitserreger sich schlechter verbreiten können.

Die Verfügbarkeit: Holzfasern, Substratkompost und Rindenhumus werden nah an den Produktionswerken aus lokal verfügbaren Rohstoffen hergestellt. Bei Kokos investieren wir seit fünfzehn Jahren massiv in den Ausbau der Produktionskapazitäten. Ressourcen werden durch Übernahmen, Joint Ventures und langfristige Partnerschaften gesichert.

Die Preise: Rinden, Komposte und Kokos bedürfen einer intensiven Aufbereitung und Qualitätssicherung und sind daher teurer als Torf. Holzbasierte Rohstoffe stammen aus regionalen Herkünften und bewegen sich kostenseitig auf Augenhöhe mit Torf.

Praxiserfahrungen und Zukunft: Im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte wurden zahlreiche Substrate nachweislich erfolgreich 
erprobt, die nun Teil des „Advanced“ Substrat-Sortiments sind. Auch Versuchsanstalten setzen unsere Produkte in ihren Projekten ein, bei denen sie aufgrund der abgesicherten Qualität oft als Kontrollvariante genutzt werden. Klasmann-Deilmann und Maan Biobased B.V. haben die polymerbasierte, biologisch abbaubare Substratfaser Nygaia (Siehe Seite 76 ff.) entwickelt, die bereits für den hydroponischen Gemüseanbau verfügbar ist. Hinzu kommen Projekte zur deutlichen CO2-Reduktion von Substratmischungen.

Unsere Prognose: Weltweit erreicht Klasmann-Deilmann heute eine Torfersatzquote von 27 Prozent, was einem Volumen von 940.000 Kubikmetern entspricht. Bis 2025 wird eine Quote von 30 Prozent und bis 2030 ein Anteil von 50 Prozent angestrebt. Die Holzfaser GreenFibre kann in bestimmten Kulturen und Anwendungen einen Anteil von bis zu 40 Prozent erreichen, in den neuen Advanced Growbags für Gemüse sogar bis zu 100 Prozent. Kompostierte Materialien sollten in der Regel mit nicht mehr als 30 Prozent eingesetzt werden, dazu ist aber bereits eine Premium-Qualität nötig. Kritisch sind die Bereiche der Jungpflanzenanzucht. Der Anteil an alternativen Rohstoffen bewegt sich hier 
daher zwischen zehn und 30 Prozent.

Kleeschulte: Hobby 100 Prozent Ersatz

Marc Heckelt, Kleeschulte (Büren)

Unsere Torfersatzstoffe: Wir setzen auf hochwertige Grünschnittkomposte, Rindenhumus aus eigener Herstellung sowie unsere Substratfaser (Holzfaser) aus 
Eigenentwicklung und -herstellung. Vorteil ist unter anderem der Ionenaustausch im Rindenhumus, der bildet einen homogenen Grundstoff mit Kompost. Zudem hat unsere Substratfaser eine sehr gute Wasserspeicher- und -abgabefähigkeit.

Die Verfügbarkeit: Wir setzen in vielen Produkten ausschließlich auf Torfersatzprodukte (ohne Torfanteil). 
Alle Stoffe werden selbst oder im Unternehmensverbund hergestellt. Die Verfügbarkeit ist dauerhaft gesichert und kann weiter deutlich ausgebaut werden.

Praxiserfahrungen: Praxiserfahrungen sind in ausreichender Menge vorhanden, auch in diversen Tests mit unseren Kunden (Torf, torfreduziert, torffrei) – und es funktioniert.

Und die Zukunft? Wir arbeiten an neuen Torfersatzprodukten, Mischungen aus bestehenden Produkten, Projekten im Bereich Wasseraufnahme und -verteilung im Produkt und der Wasserabgabe.

Unsere Prognose: Im Consumerbereich ist ein Torfersatz zu 100 Prozent unkompliziert möglich. Im Profibereich ist das allerdings kulturabhängig. Die Substrate sind mittlerweile fast immer stark torfreduziert, selten noch torflastig. Niedrige pH-Werte sind allerdings schwierig zu erzielen.

Knauf: Perlite-Boom dank Cannabis

Dirk Mühlenweg, Knauf (Dortmund)

Unser Torfersatzstoff: Unser Torfersatzstoff heißt Perligran. Dessen hohe Wasserspeicherfähigkeit ist vergleichbar mit der Wasserkapazität von Torf. Durch eine Beimischung von nährstofffreiem Perlite kann der Gartenbauprofi beispielsweise einen höheren Kompostanteil im Torfersatz-Substrat einsetzen.

Die Verfügbarkeit: Unser Rohstoff wird in einer Mine auf der Insel Milos in der Ägäis im Tagebau gewonnen. Anschließend wird das Material mit einem Erzfrachter transportiert. Der CO2-Fußabdruck durch den Schiffstransport ist sehr gering. Durch vulkanische Aktivität wächst fortlaufend neues Perlite nach.

Der Preis: Er liegt für Perlite in loser Lieferung mit 
aktuell etwa 50 Euro je Kubikmeter ungefähr bei dem Preis für gewaschenen, gepufferten Kokos je Kubikmeter, jedoch über dem Preis von Torf, Kompost oder Holzfaser.

Und die Zukunft? Unsere Neuentwicklung ist Perligran Hydro (feines Perlit 0 bis 1 Millimeter) mit einer sehr hohen Wasserkapazität von bis zu 40 Prozent frei verfügbarem Wasser. Die Wasserkapazität von Perligran Hydro ist somit vergleichbar mit Torf. Es eignet sich für torffreie Jungpflanzen-Substrate oder Tray-Substrate auf recht trockener Holzfaser-Basis.

Unsere Prognose: Der gesamte Anteil von Perlite als Torfersatz liegt aktuell bei fünf bis zehn Prozent (je nach Kultur und Pflanzenart). Die Bedeutung von Perlite als Torfersatz wächst kontinuierlich und wird aus den beschriebenen Gründen in absehbarer Zeit bei 15 bis 20 Prozent liegen. Kulturen, die eine perfekte Drainage erfordern, wie Anthurien, Orchideen, Gerbera, Poinsettien und Rosen, weisen einen hohen Perliteanteil im Substrat auf. Einen regelrechten Perlite-Boom löst derzeit der legalisierte Anbau von Cannabis aus.

Holzschaum und -faser von Stender

Max von Berg, Stender (Schermbeck)

Unsere Torfersatzstoffe: Unser Unternehmen hat sich das Ziel gesetzt, bis 2028 vollständig auf Torf in unseren Substraten zu verzichten. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen wir auf den Stender Holzschaum und die Stender easyBASE als Volumengeber. Der Holzschaum ermöglicht es, die physikalischen Eigenschaften von Torf nachzubilden. Die Stender easyBASE ist eine Substratmischung aus Holzfasern und Grünschnittkompost, die einen vierwöchigen Reifungsprozess durchläuft. Das Ergebnis ist ein biologisch stabilisiertes Torfersatzmaterial mit ausgeglichenem Nährstoffprofil.

Die Verfügbarkeit: Die Stender easyBASE wird in unseren eigenen Produktionsstätten hergestellt. Der Stender Holzschaum ist eine exklusive Entwicklung in Zusammenarbeit mit der Butterweck Rundholzlogistik (Lehe). Die Verfügbarkeit dieses Materials ist durch nachhaltige Forstwirtschaft gesichert. Nur weniger als ein Prozent der jährlichen Holzeinschlagsmenge in Deutschland reicht aus, um den Bedarf zu decken.

Praxiserfahrungen: Die Stender easyBASE ist bereits fester Bestandteil unserer Substratproduktion und wird zunehmend in torfreduzierten und torffreien Produkten eingesetzt. Unser Ziel ist es, bis zu 50 Prozent unserer Substrate durch easyBASE zu ersetzen. Wir sind intensiv dabei, in umfangreichen Tests zu erproben und haben bereits eine Vielzahl von Kulturen erfolgreich in 100 Prozent torffreien und stark torfreduzierten Substraten kultiviert. Diverse Versuche zeigen durchweg gute Ergebnisse, unter anderem mit Primel, Viola cornuta, Viola wittrockiana und Bellis perennis.

Zukunft & Prognose: Aktuell können viele unserer Kunden bereits vollständig auf torffreie Substrate umstellen. Wir gehen davon aus, dass der Anteil von Torfersatzstoffen, insbesondere durch die Weiterentwicklung des Holzschaums, in den kommenden Jahren stark ansteigen wird. Unser Ziel ist es, in naher Zukunft den vollständigen Verzicht auf Torf zu ermöglichen, ohne dass signifikante Anpassungen in der Kulturführung notwendig sind. Für Moorbeetkulturen bleibt dies zwar eine Herausforderung, aber auch hier sind wir zuversichtlich.

Patzer mit vier Holzfaseranlagen

Jonas Rothenhöfer, Patzer (Sinntal)

Unsere Torfersatzstoffe:  Mengenmäßig sind Holzfasern bei uns sicherlich einer der wichtigsten Ersatzstoffe. Neben der direkten Einmischung in die Substrate ist Holzfaser auch die Basis unserer beiden Substratausgangstoffe Lignaton (kombiniert mit Naturton) und
 Lignahum (kombiniert mit humusreichem Material).

Die Verfügbarkeit: Die Fasern werden aus Holzhackschnitzeln von Nadelhölzern produziert, die ohnehin als Reststoff in lokalen Sägewerken anfallen. Die Verfügbarkeit ist momentan gut, allerdings konkurrieren auch andere Wirtschaftszweige um den Rohstoff Holz.

Die Preise: Die Kosten sind im Vergleich zu Torf nicht wesentlich unterschiedlich. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass Holz mittlerweile auch in anderen Branchen ein stark gefragter Rohstoff ist.

Praxiserfahrungen: Wir stehen in engem Austausch mit Versuchsanstalten, Laboratorien, aber vor allem auch mit Praxisbetrieben, sodass die gartenbauliche Funktionalität für den Kunden sichergestellt wird.

Und die Zukunft? Torf in den Substratmischungen zu ersetzen, bedeutet immer auch einen wesentlich höheren technischen, logistischen und fachlichen Aufwand. Neben der Erprobung neuer und der Weiterentwicklung alternativer Rohstoffe auf der einen Seite hat 
daher der Ausbau unserer Produktionsanlagen auf der anderen Seite große Bedeutung.

Unsere Prognose: Gemittelt über alle Sparten und Kunden liegen wir heute sicherlich bei deutlich über 50 Prozent Torfersatz. Im Bereich Fachhandel bieten wir quasi nur noch stark torfreduzierte Erden mit über 
50 Prozent Torfersatz und torffreie Erden an.

Ziegler: Bereich Hobby bald torffrei

Sven König, Ziegler (Plößberg)

Unsere Torfersatzstoffe: Wir setzen zum einen unsere selbst entwickelte und produzierte Holzfaser Timpor in verschiedenen Varianten sowie Rindenhumus und Grünschnittkompost aus eigener Herstellung ein. Allesamt RAL-gütegesichert. Zum anderen die volle Bandbreite der Ersatzstoffe wie Kokos, Perlite oder Pflanzenkohle.

Die Verfügbarkeit: Wir setzen in erster Linie auf die Rohstoffe eigener Produktion. Timpor Holzfaser gewinnen wir in einem speziellen thermisch-physikalischen Aufschlussverfahren aus Restholz der regionalen Forst- und Sägewirtschaft, PEFC-zertifiziert. Bei Rindenhumus ist der Ausgangsstoff Rinde. Diese kommt aus lokalen Sägewerken. Hochwertiger Grünschnittkompost wird in der eigenen Kompostierung aus tausenden Tonnen Grünschnitt hergestellt.

Praxiserfahrungen: Im Unternehmen setzen wir nur noch zehn bis 15 Prozent Torf ein. Neue Rezepturen werden immer im Praxistest in Gärtnereien getestet.

Zukunft & Prognose: Natürlich testen wir ständig neue potenzielle Ersatzstoffe. Ganz generell setzt der Erwerbsgartenbau noch immer verstärkt auf Torf – hier ist der Einsatz von Torfersatz noch schwieriger als in unserem Hauptabsatz, dem Hobbybereich.