Stickstoff-Vorratsdüngung bei Cyclamen möglich

Torfreduzierte Substrate können in der Düngung Probleme bereiten und zu Über- oder Unterversorgung führen. Ob eine Vorratsdüngung trotzdem gelingen kann, untersuchte das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mit Cyclamen.
Von Margret Dallmann, LfULG Dresden-Pillnitz
Im Rahmen eines Projektes zur Stickstoff-Vorratsdüngung in torfreduzierten oder torffreien Substraten testete das LfULG in den vergangenen drei Jahren bei Cyclamen persicum eine Vielzahl von Versuchsvarianten.
In den meisten untersuchten Substrat-Dünger-Kombinationen entwickelten sich gute, verkaufsfähige Pflanzen. Ein Abstimmen der Düngung auf das Substrat ist aber unbedingt notwendig. Denn torffreie Substrate können aus den verschiedenen Ersatzstoffen wie Kompost oder Rindenhumus relativ hohe Mengen an Phosphor und Kalium enthalten, so dass für eine Versorgung der Pflanzen diese Nährstoffe nicht mehr gedüngt werden müssen und eine Stickstoffdüngung ausreichend sein kann. In den Versuchen am LfULG wurden Stickstoff-Vorratsdünger in acht verschiedenen, teils torfreduzierten, teils torffreie Substraten eingesetzt.
Die Bewässerung erfolgte nur mit Wasser und es wurden während der Kultur keine weiteren Dünger verwendet. In den Versuchen kamen drei torf-reduzierte (50 Prozent Torf) und fünf torffreie Substrate von verschiedenen Substratherstellern in Verbindung mit unterschiedlichen Vorratsdüngern zum Einsatz – allesamt Standardsubstrate der Hersteller.
Organische Dünger unter der Lupe
Die Berechnung der Düngermenge erfolgte auf eine geplante Verfügbarkeit von 600 Milligramm Stickstoff je Pflanze im 12-er Topf. Dabei wurde die Verfügbarkeit von organischen Stickstoffdüngern wie Hornspänen und Schafwollpellets auf etwa 50 Prozent eingeschätzt. Bei mineralischen Vorratsdüngern gingen die Schätzungen von einer Verfügbarkeit von 90 Prozent aus. In den Versuchen fanden als organische Vorratsdünger Schafwollpellets (zwei unterschiedliche Hersteller), Horngrieß und Pellets aus Kollagenfasern der Lederherstellung (Avema) Verwendung. In Verbindung mit den torf- reduzierten Substraten entwickelten sich die Pflanzen meistens sehr gut. Nur bei der Düngung mit Schafwollpellets des Anbieters Florapell in dem Substrat Patzer Blue Topf im Jahr 2023 blieben die Pflanzen zu klein. Die Umsetzung und damit die Nährstoffversorgung erfolgt bei diesem Schafwollprodukt durch eine andere Verarbeitung und Pelletgröße langsamer als bei dem Schafwollgranulat des Unternehmens Falter. Typische Pflanzen der verschiedenen Substrat-Dünger-Varianten sind in den Abbildungen dargestellt.
Probleme bei torffreien Substraten
In den torffreien Substraten waren nicht alle organischen Düngevarianten erfolgreich. Bei einer Düngung mit Schafwollprodukten blieben die Pflanzen oftmals viel zu klein. Offensichtlich wird der langsam frei werdende Stickstoff von den Mikroorganismen im Topf gleich wieder verarbeitet oder festgelegt und steht den Pflanzen nicht zur Verfügung. Durch eine Kombination von Schafwolldünger mit schneller wirkenden Harnstoffverbindungen (Osmoform) ließ sich eine bessere Pflanzenqualität erreichen. In dem torffreien Substrat von Brill war die Ausgangsversorgung mit Phosphor sehr gering, so dass bei der Stickstoff-Vorratsdüngung keine ausreichende Pflanzenqualität zu erreichen war. Der Kollagendünger (Avema ODP-NC) wurde im Jahr 2024 erstmals verwendet und führte in den torffreien Substraten zu guten Ergebnissen.
Crotodur, Floranid, Tardit und Osmoform sind Dünger aus langkettigen Harnstoffverbindungen, die in Abhängigkeit von Temperatur, Feuchtigkeit, pH-Wert und biologischer Aktivität im Boden über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten abgebaut werden. In den meisten untersuchten Varianten funktionierte die Düngung mit diesen Stoffen sehr gut. Probleme gab es durch einen hohen Salzgehalt in den torfreduzierten Substraten und eine schnelle Anfangsumsetzung bei sommerlichen Temperaturen nach dem Topfen. Hier behinderte Salzstress das Pflanzenwachstum.
Applikationsform hat Einfluss auf den Kulturerfolg
Im Jahr 2023 wurden Tardit und Floranid in das Substrat eingemischt und als weitere Varianten mit dem Dosiergerät der Topfmaschine im unteren Topfbereich platziert. Dabei war die eingemischte Variante schlechter. Nach den bisherigen Versuchen lässt sich keine generelle Empfehlung für einen dieser drei Harnstoffderivat-Dünger geben: Je nach Substrat und Kulturjahr wirkten sie unterschiedlich.
Als Kontrollvariante wurde in den Cyclamenversuchen mit Osmocote Exact High K 5–6 M gearbeitet. Bei diesem umhüllten Dünger ist auch die Phosphor- und Kaliumversorgung gut abgesichert. Die Pflanzen waren aber bei der gewählten Dosierung für die Töpfe zu groß. Im Jahr 2024 kam erstmals der umhüllte Stickstoffdünger Osmocote N (38 Prozent Stickstoff) zum Einsatz. Die Pflanzen wuchsen bei ausreichend Phosphor und Kalium im Substrat zu einer sehr guten Verkaufsqualität. Zur Einschätzung der Nährstoffversorgung wurde zum Kulturende die Trockensubstanz der Pflanzen analysiert. Dabei war meistens eine gute Versorgung der Pflanzen zu beobachten.
Düngung muss auf das Substrat angepasst sein
Da die Substrate der verschiedenen Hersteller unterschiedliche Torfersatzstoffe aus verschiedenen Herkünften und Aufbereitungsformen enthalten und auch weiterentwickelt werden, sollte eine Auswahl des Düngers in Absprache mit dem Substrathersteller oder nach Tastversuchen erfolgen.
Die Cyclamensorte ’Latina Success Rose Bonbon‘ in verschiedenen Substrat-Dünger-Kombinationen (KW 46/2024).
Hier die Sorte ’Super Serie Leopardo Red‘ in verschiedenen Substrat-Dünger-Kombinationen (KW 45/2022).
Große Unterschiede: Die Sorte ’Perfetto White‘ in verschiedenen Substrat-Dünger-Kombinationen (KW 49/2023).
Deutlich verschiedene Wurzelbilder von ‘Latina Success Rose Bonbon‘ in Substrat-Dünger-Kombinationen (KW 45/2023).
Fotos und Grafiken: LfULG Dresden-Pillnitz
Vorratsdüngung
- Nach den bisherigen Erfahrungen ist es gut möglich, Cyclamen mit einer Stickstoff-Vorratsdüngung in torfreduzierten oder torffreien Substraten zu kultivieren. Dafür ist eine ausreichende Versorgung des Substrates mit Phosphor und Kalium aus den Torfersatzstoffen notwendig.
- Die Versorgung mit Mikronährstoffen sollte über eine entsprechende Düngung gesichert sein. Für eine Düngung mit Schafwollpellets müssen vor allem in der Startphase genügend Nährstoffe aus anderen Quellen (Substrat oder weitere Düngerart) zur Verfügung stehen.
- Bei der Stickstoffversorgung über Dünger mit langkettigen Harnstoffderivaten sollte der Salzgehalt des Substrates nicht zu hoch sein, da in den warmen Sommermonaten diese Verbindungen offenbar relativ schnell abgebaut werden.
Detaillierte Ergebnisse Online
Beispielhaft sind die Nährstoffgehalte aus dem Jahr 2024 in dem untenstehenden Diagramm dargestellt. Die niedrige Phosphorversorgung in dem Brill-Substrat spiegelt sich auch bei der Analyse in der Trockensubstanz wieder. Detaillierte Ergebnisse zu allen drei Versuchsjahren können in den Versuchsberichten im Internet (www.gartenbau.sachsen.de oder www.hortigate.de) nachgelesen werden.
Nährstoffgehalte in der Trockensubstanz in KW 46/2024 bei Cyclamen persicum ’Latina Success Rose Bonbon‘. Grafik: Dallmann
Nährstoffgehalte in der Trockensubstanz in KW 46/2024 bei Cyclamen persicum ’Latina Success Rose Bonbon‘. Grafik: Dallmann